Eine Lehre für Ukrainisch-Orthodoxe Kirche
In absehbarer Zukunft wird die Autokephalie der Ukrainisch-Orthodoxe Kirche offensichtlich verliehen. Das Hauptziel der ukrainischen Bischöfe ist Kontrolle der orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats zu entgleiten. Was noch kann die angestrebte Autokephalie der Ukraine bringen?
Es ist eine allgemein bekannte Tatsache, dass die Geschichte im zyklischen Rhythmus verläuft, obwohl Umstände von sich wiederholenden Ereignissen immer einzigartig sind. Hochproduktiv ist Parallelen zu der Geschichte anderer Staaten zu ziehen: dadurch kann man Folgen jedes Schritts vorhersagen sowie negative Erfahrungen vermeiden.
Ein Beispiel dafür findet man sicher im Nachbarland. Die Polnisch-Orthodoxe Kirche wurde historisch zum Teil der Russisch-Orthodoxen Kirche erst im 18. Jahreshundert. In den 1920-er Jahren befand sich die polnische Orthodoxie zwischen Hammer und Amboss. Einerseits wollte die Regierung in Warschau die Kirche unter Kontrolle bringen, andererseits riskierte sie in einen Konflikt zwischen der UdSSR und dem Moskauer Patriarchat hineingezogen zu werden. Dann mussten sich Orthodoxe an den Patriarchen von Konstantinopel wenden, der durch Erteilung einer Autokephalie die Kirche verstärken konnte. Warschau fand es vorteilhaft, weil die Polnisch-Orthodoxe Kirche sich dadurch von der Moskauer Macht befreit. 1924 wurde die Orthodoxie in Polen von der russischen Kirche offiziell getrennt.
Ein Déjà-vu
Eine Parallele zu dem Zeitgeschehen in der Ukraine ist nicht schwer zu ziehen. Beide Kiew und die Kiewer orthodoxe ukrainische Kirche streben nach Unabhängigkeit von Moskau. Was Polen betrifft, hat Konstantinopel damals seinen Beschluss damit begründet, dass die polnische Orthodoxie zum Moskauer Patriarchat nicht nach dem kanonischen Recht kam. Wahrscheinlich wird die Autokephalie der Kiewer orthodoxen Kirche auf demselben Grunde erteilt. Wie gesagt laufen gleiche Prozesse aber unter verschiedenen Umständen. Im 20. Jahrhundert sprachen sich nur wenige gegen die Spaltung, das Kirchenvolk und die orthodoxe Kirche fassten den Einschluss in vollkommener Harmonie. Hingegen stehen die Gemeinden der Kiewer und Moskauer Patriarchate am Rande des orthodoxen Krieges.
Wie hat sich die Autokephalie auf Polen ausgewirkt?
Der Beschluss des damaligen Patriarchen von Konstantinopel hat immer weiter interkonfessionelle Spannungen in Polen verschärft, konsequenterweise wurden die meisten orthodoxen Kirchen von Katholiken erobert oder dem Erdboden gleichgemacht. Die Rolle des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel Anfang letzten Jahrhunderts wurde das Verfahren noch nicht festgestellt, wie orthodoxe Kirchen in die Selbständigkeit entlassen werden sollen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist der Prozess streng geregelt und verbietet eine selbsternannte Autokephalie.
Analyse von Archivdokumente zeigt, dass das Motiv von Gregor VII. 1924 allem Anschein nach was anders als rein kirchlich war. Dem Jubel der orthodoxen Kirche gingen zahlreiche Geschenke dem Ökumenischen Patriarchen von polnischen Diplomaten voran. Für Warschau war die Autokephalie an ihre Kirche vor 100 Jahren eine deutlich politische Frage. Zu welchem Entschluss Bartholomeus I., der jetzige Ökumenische Patriarch, anlässlich der Ukraine kommt, bleibt abzuwarten.
Die an die Polnisch-Orthodoxe Kirche erteilte Autokephalie hat Gewaltausbruch ausgelöst und für Zerwürfnis unter Orthodoxen gesorgt. Man kann nicht behaupten, dass der ähnliche Prozess ganz gleiche Konsequenzen haben wird. Um unnötige Spannungen zu vermeiden, muss der Ökumenische Patriarch jedoch alle Angelegenheiten mit beiden Moskauer und Kiever Patriarchaten erledigen, bevor die endgültige Entscheidung getroffen ist.
Ein Beitrag von
Ayla Demirli
Link: https://en.delfi.lt/history/the-history-of-the-polish-orthodox-church-to-repeat-in-ukraine.d?id=78294545
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